Gemäss einer Untersuchung von
Baier und Manzoni (2020) glaubt mehr als ein Drittel der Schweizer Bevölkerung, dass geheime Organisationen grossen Einfluss auf wichtige Entscheidungen hätten und Politiker:innen lediglich deren willfährige Marionetten seien. Baier und Manzoni kommen zum Schluss, dass rund 35 Prozent der von ihnen befragten Erwachsenen «eine ausgeprägte Verschwörungsmentalität» aufweisen.
Besonders klar zeigt sich die Kraft von Verschwörungserzählungen rund um Covid: Eine Umfrage von
Kuhn et al. vom Sommer 2020 hat hervorgebracht, dass damals zwischen 35 und 45 Prozent der Bevölkerung zumindest teilweise glaubte, dass das Virus geschaffen worden sei, um die Bevölkerung zu reduzieren oder um Regierungen und Firmen mehr Macht zu verschaffen. Eine weitere Studie von
Nachtwey et al. (2021) hat hervorgebracht, dass eine grosse Mehrheit der Massnahmengegner:innen in Deutschland, der Schweiz und Österreich der Ansicht war, dass Medien und Politik unter einer Decke steckten und dass die Bill und Melinda Gates Stiftung die Zwangsimpfung der gesamten Welt anstrebe. Im internationalen Vergleich weist die Schweiz ein mittleres Niveau an Verschwörungsglauben auf (vgl.
de Coninck et al., 2021).
Es ist wichtig, hervorzuheben, dass sich der Glaube an Verschwörungsmythen fundamental von massnahmenkritischen Haltungen unterscheidet. Letztere stellen die Verhältnismässigkeit der behördlichen Massnahmen in Frage, nicht aber grundlegende Fakten über Ursache und Wirkung des Virus.
Wie viel Verschwörungsglaube eine offene, plurale Demokratie erträgt, lässt sich nicht beziffern. Doch klar ist, dass es umso schwieriger wird, als Gesellschaft in einen konstruktiven Dialog zu treten, je mehr Menschen solchen Mythen anhängen. Ebenso fatal ist, wenn Menschen dem politischen Geschehen den Rücken zuzukehren, weil sie ihre eigene Handlungsmacht unterschätzen, da sie glauben, dass obskure Kräfte die Welt kontrollierten.